Veröffentlicht am Feb. 14, 2024

Gaspreise: Aktuelle, vergangene und zukünftige Entwicklung

Nach Jahren der Stabilität zeigte sich der Gaspreis in den vergangenen Monaten sehr sprunghaft und erreichte zuletzt Höchstwerte. Welche Entwicklung der Gaspreis in jüngster Vergangenheit genommen hat, welchen Ursachen dafür auszumachen sind und wie Sie trotz gestiegender Gaspreise etwas Geld sparen können erfahren Sie hier.
Ariane Müller
Dieser Artikel wurde von
Ariane Müller für www.heizungsfinder.de verfasst.
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Aktueller Gaspreis 2022 / 2023

Zum Jahreswechsel 2022 / 2023 liegt der Gaspreis in Deutschland bei rund 20 Cent pro Kilowattsunde (Durchschittspreis für Bestands- und Neukunden). Im Vergleich zum langjährigen Mittel, welches stabil bei rund 6 bis 7 Cent pro Kilowattstunde lag, haben sich die Gaspreise für Haushalte in jüngster Zeit nahezu verdreifacht. Ein Rückgang der Gaspreise auf das Niveau vor der Energiekrise ist laut Experten nicht zu erwarten. Die Bundesregierung kalkuliert mittelfristig mit einem neuen, mittleren Preisniveau für Erdgas von rund 12 Cent pro Kilowattstunde.

Inhalt

Wie sich der Gaspreis zuletzt entwickelt hat

Beim Gaspreis ist es wichtig, Endverbraucherpreise (in Cent pro Kilowattstunde) von Großhandelspreisen (in Euro pro Megawattstunde) zu unterscheiden. Erdgas kostete über viele Jahre hinweg stabil rund 6 bis 7 Cent pro Kilowattstunde (Endverbraucherpreis) bzw. 10 bis 20 Euro pro Megawattstunde (Großhandelspreis).

Im Jahr 2022 hat der Gaspreis eine bis dato beispiellose Entwicklung genommen, und im Spätsommer 2022 kurzzeitig Höchstwerte von rund 40 Cent pro Kilowattstunde (Endverbraucherpreis) sowie rund 350 Euro pro Megawattstunde (Großhandelspreis) erreicht.

Entwicklung des Gaspreises für Neukunden 2021 vs. 2022

Entwicklung der Endverbraucherpreise für Erdgas in Deutschland in den Jahren 2021 und 2022 (Neukundenverträge) | Datenquelle: Verivox

Der Preisansteig begann bereits im Herbst 2021 aufgrund der widererstarkten Weltwirtschaft nach der Coronapandemie 2020. Mit Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar 2022 und dem Stop der russischen Gaslieferungen Ende August 2022 verteuerte sich Erdgas auf den Weltmärkten noch einmal spürbar, was die beiden sprunghaften Preisanstiege während des Jahresverlaufs 2022 eindrücklich zeigen. Hierbei folgte die Entwicklung der Endverbraucherpreise für Neuverträge (obere Grafik) mit leichtem zeitlichen Versatz der Entwicklung der Großhandelspreise (untere Grafik).

Nach einem sehr teuren Sommer und Spätsommer 2022 entspannte sich die Lage an den Gasmärkten im Herbst etwas, was zu leicht sinkenden Preisen bis Jahresende führte. Zum Jahreswechsel 2022 / 2023 beträgt der Gaspreis für Endkunden (Neuverträge) rund 20 Cent pro Kilowattstunde bzw. rund 150 Euro pro Megawattstunde. Als Gründe für die leichte Preisentspannung und Beruhigung des Marktes Ende 2022 werden die Gaseinsparungen seitens der Industrie und Haushalte, die Aussicht auf LNG Terminals, neue Gaslieferverträge mit dem Ausland sowie die voll gefüllten Gasspeicher in Deutschland gesehen. Mit knapp 50 Gasspeichern und rund 24 Milliarden Kubikmeter Speichervolumen verfügt Deutschland laut Experten über rund 24 Prozent der europaweiten Speicherkapazitäten für Erdgas.

Für 2023 ist zunächst nicht mit einer Entspannung der Gaspreise zu rechnen. Experten gehen davon aus, dass der Großhandelpreis bis Frühjahr auf einem hohen Niveau bleiben wird mit rund 130 Euro pro Megawattstunde. Auch die zum Teil erheblichen Preisschwankungen werden 2023 noch zu beobachten sein. Die stark gestiegenden Gaspreise sind inzwischen auch bei vielen Haushalten angekommen, da Preisgarantien für bestehende Verträge nach und nach auslaufen und Energieversorger die höheren Großandelspreise jetzt an Endkunden weitergeben.

Beim Gaspreis ist es wichtig, Endverbraucherpreise (in Cent pro Kilowattstunde) von Großhandelspreisen (in Euro pro Megawattstunde) zu unterscheiden. Erdgas kostete über viele Jahre hinweg stabil rund 6 bis 7 Cent pro Kilowattstunde (Endverbraucherpreis) bzw. 10 bis 20 Euro pro Megawattstunde (Großhandelspreis).

Im Jahr 2022 hat der Gaspreis eine bis dato beispiellose Entwicklung genommen, und im Spätsommer 2022 kurzzeitig Höchstwerte von rund 40 Cent pro Kilowattstunde (Endverbraucherpreis) sowie rund 350 Euro pro Megawattstunde (Großhandelspreis) erreicht.

Lohnt es sich aktuell, den Gasanbieter zu wechseln?

Haushalte, die als Neukunden einen Gasliefervertrag abschließen (müssen), zahlen aktuell bereits deutlich höhere Preise für Erdgas als noch Bestandskunden. Ob sich ein Wechsel des Gasanbieters daher lohnt, muss genau geprüft werden! Als Bestandskunde genießen Sie in der Regel noch eine zeitlich befristete Preisbindung. Ist ein Wechsel des Gasanbieters unumgänglich, achten Sie in der aktuellen Phase auf eine eher kurze Vertragslaufzeit und möglichst lange Preisgarantieren. Erhöht Ihr Gasversorger die Preise, haben Sie grundsätzlich ein Sonderkündigungsrecht für Ihren aktuellen Vertrag.

Unser Tipp

Der Grundversorgungstarif der örtlichen Stadtwerke kann vorüber­gehend sehr gute Konditionen bieten.

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Ursachen für den Anstieg der Gaspreise

Für den bis dato beispiellosen Preisanstieg für Erdgas im Jahr 2022 gibt es verschiedene Ursachen:

  • Das Wideranspringen der Weltwirtschaft und die weltweite Konjunkturerholung nach der Coronapandemie 2020 / 2021
  • Die hohe Abhängigkeit Deutschlands von russischen Gaslieferungen
  • Der Beginn des Ukraine Kriegs im Frühjar 2022 und die dadurch entstandene, indirekte Konfrontation Deutschlands und Russlands
  • Die Beschädigungen an den Ostseepipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 und die daraufhin ausbliebenden Gaslieferungen aus Russland
  • Ein deutliches geringes Angebot an Erdgas auf dem europäischen Markt, welches auf eine konstant hohe Nachfrage trifft
  • Zwischenzeitliche Panik an den Gasmärkten
  • Der geplante Kohle- und Atomausstieg in Deutschland und die Festlegung auf Gaskraftwerke als Brückentechnologie im Rahmen der Energiewende
  • Die CO2-Abgabe

Auswirkungen der CO2-Steuer

Seit Anfang 2021 wird auf fossile Brennstoffe eine CO2-Steuer erhoben. Diese soll zur Reduzierung von klimaschädlichen Emissionen beitragen und den Umstieg auf umweltfreundlichere Technologien wie Solarthermie und Wärmepumpen befördern. Die Einnahmen der CO2-Steuer fließen deshalb in dafür aufgelegte Förderprogramme.

Berechnet wird die Abgabe je Tonne ausgestoßenem CO2. Im ersten Jahr lag der Betrag hierfür bei 25 €. Dies entsprach ungefähr 0,46 Cent/kWh. 2022 erhöhte sich er um 20 Prozent. Bis 2025 erfolgt jährlich eine Anhebung des CO2-Preises:

JahrCO2-Steuer in Euro pro Tonne CO2CO2-Steuer (ohne Mehrwertsteuer)Mehrkosten bei 20.000 kWh/a
202125 €/t CO20,46 ct/kWh90 €
202230 €/t CO20,56 ct/kWh110 €
202335 €/t CO20,64 ct/kWh128 €
202445 €/t CO20,82 ct/kWh164 €
202555 €/t CO20,91 ct/kWh200 €
Ab 2026 beginnt dann der Handel mit sogenannten CO2-Zertifikaten. Für das erste Jahr wurden dabei noch eine Preisunter- und -obergrenze festgelegt: 55 - 65 €/t CO2. Danach wird dann der Markt deren Höhe bestimmen.

Finanzielle Hilfen der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, um Haushalte angesichts der hohen Gaspreise finanziell zu entlasten:

  • Bis voraussichtlich Frühjahr 2024 ist die Mehrwertsteuer auf Gas von 19 % auf 7 % gesenkt.
  • Die Erhöhung der CO2-Steuer von 30 auf 35 Euro pro Tonne CO2 wurde für 2023 ausgesetzt. Erst 2024 soll die kontinuierliche Erhöhung der CO2 Steuer wieder aufgenommen werden.
  • Im Dezember 2022 übernimmt der Staat für alle Haushalte in Deutschland den Monatsabschlag für die Gasrechnung. Die Höhe orientiert sich an der Septemberrechnung 2022.
  • Anfang 2023 tritt die Gaspreisbremse in Kraft. Bis voraussichtlich Frühjahr 2024 erhalten Haushalte für 80 % Ihres üblichen Verbrauchs Gas zu einem vergünstigten Preis von 12 Cent pro Kilowattstunde. Die Differenz zu den aktuellen Marktpreisen übernimmt dann der Staat. Für den übrigen Gasverbrauch müssen Haushalte die aktuellen Marktpreise bezahlen.

Heizkosten sparen durch effizientere Technik

Auf viele Haushalte wird also trotz der finanziellen Hilfen vom Staat eine höhere Gasrechnung als sonst zukommen. In vielen Haushalten ist der Gasverbrauch aufgrund veralteter Heiztechnik zudem viel zu hoch. So beträgt das durchschnittliche Alter deutscher Gasheizungen 15 Jahre. Über 60 % davon sind sogar schon 20 Jahre und älter. Nach einer so langen Betriebszeit haben sie durch Verschleiß schon einiges an Effizienz eingebüßt. So beträgt der Wirkungsgrad alter Gaskessel oft nur 80 % oder noch weniger. Ein Fünftel der zugeführten Wärmemenge geht also ungenutzt verloren. Ist dann auch noch die Dämmung des Hauses unzureichend, steigt der Energiebedarf weiter.

In so einem Fall empfiehlt es sich, über einen Heizungstausch nachzudenken. Eine moderne Brennwerttherme ist nicht nur effizienter und damit ökologischer, sondern sorgt auch dafür, dass die Menge an benötigtem Gas sinkt und somit steigende Gaspreise weniger ins Gewicht fallen. Nutzt man die Gasheizung dann noch in Kombination mit einem auf erneuerbarer Energie basierenden System wie Solarthermie oder einem Kaminofen, lässt sich der Energieverbrauch sogar noch weiter senken.

Ist Ihre Gasheizung mit Brennwerttechnik und erneuerbaren Energien bereits auf dem neuesten Stand, lässt sich mit einer Anpassung der Raum- und Vorlauftemperatur, mit kürzen Duschzeiten, mit Durchflussbegrenzern an Wasserhähnen sowie einer Überprüfung der Heizungseinstellung zusätzlich Gas und damit Heizkosten einsparen.

Sich von hohen Gaspreisen unabhängig machen

Noch umweltfreundlicher wäre, den Energieträger ganz zu wechseln. So mag Strom zwar weitaus teurer als Erdgas sein – auch, weil dieses zur Stromproduktion eingesetzt wird. Nutzt man ihn jedoch für den Antrieb einer Wärmepumpe, die zum großen Teil mit Umgebungswärme arbeitet, ist der Unterschied zwischen Strom- und Gaspreis kaum zu spüren. Denn eine Wärmepumpe mit einem Wirkungsgrad von 400 % braucht nur ein Viertel der Energiemenge, die eine moderne Gasbrennwerttherme benötigt.

Pelletheizungen wiederum zeichnen sich dadurch aus, dass ihr Brennstoff nicht nur preiswerter, sondern auch sehr viel klimaschonender. So entsteht bei Pellets nicht einmal ein Zehntel der Menge an CO2, die bei Erdgas freigesetzt wird. Hinzukommt, dass deren Herstellung meist vor Ort stattfindet und dafür nur wenig Energie notwendig ist. Außerdem handelt es sich bei Holz um einen nachwachsenden Rohstoff. Ein weiteres Plus ist, dass Sie mit dem Kauf von Pellets die einheimische Wirtschaft unterstützen.

Der Staat unterstützt den Umstieg auf effiziente und umweltfreundliche Heiztechnik mit einer alle Anschaffungs- und Installationskosten umfassenden Heizungsförderung. Denn mit einer modernen Heizanlage können Sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dass Sie nebenbei auch einiges an Heizkosten sparen, dürfte ein zusätzlicher Anreiz sein. Welcher Heizungstyp am besten zu Ihrer Wohnsituation passt, kann Ihnen ein darauf spezialisierter Fachbetrieb sagen.

Wie sich der Gaspreis generell zusammensetzt

Der Großhandelspreis für Gas setzt sich zunächst aus drei wesentlichen Preisbestandteilen zusammen:

  •  
    1. Kosten für die Beschaffung und den Vertrieb von Erdgas
  •  
    1. Netzentgelte für die Benutzung der Gasnetzte
  •  
    1. Steuern, Umlagen und Abgaben

Die Beschaffungskosten der Gasanbieter machen mit rund 60 Prozent den größten Anteil des Gaspreises aus. Beschaffungskosten umfassen den Einkauf und Import des Gases, dessen Speicherung und Lieferung sowie die Gewinnmarge des Unternehmens. Hinzu kommen Vertriebskosten für die Vermarktung. Dieser Preisbestandteil wird allein von den Gasanbietern bestimmt und gilt als sogenannter Wettbewerbsanteil. Denn Angebot und Nachfrage bestimmen die Preisentwicklung an der Börse. Je höher der Großhandelspreis ausfällt, desto mehr müssen die Versorger zunächst für den Gaserwerb im freien Wettbewerb zahlen.

Zusammensetzung Gaspreis Januar 2022

Ein weiterer Kostenfaktor ist die Gebühr, die für die Nutzung der Leitungen anfällt – das sogenannte Netzentgelt. Erhoben wird es von den Netzbetreibern, die damit die Instandhaltung und den Ausbau des Gasnetzes finanzieren. Die Höhe der Netzentgelte wird alle fünf Jahre durch die Regulierungsbehörde der Länder festgelegt und hängt von lokalen Gegebenheiten wie der Geländeform, der Bevölkerungsdichte und dem Bedarf an Investitionen ab. Netzentgelte machen rund 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten am Gaspreis aus. Zuletzt stiegen die Netzentgelte um rund 3 Prozent.

Rund ein Viertel des Gaspreises entfällt auf Steuern, Umlagen und Abgaben. Dazu zählen die Mehrwertsteuer, die Erdgassteuer, die CO2 Abgabe sowie eine Konzessionsabgabe. Letztere geht an die Kommunen, deren Böden und Wege für den Betrieb und das Verlegen der Leitungen genutzt werden. Dabei spielen die Größe der Gemeinde und die Verbrauchsart – also ob das Gas nur fürs Kochen und Warmwasser, oder auch zum Heizen verwendet wird – eine Rolle.

Steuern, Umlagen und Abgaben sowie Netzengelte werden im Unterschied zu den Beschaffungskosten staatlich festgesetzt, worauf Gasanbieter keinen Einfluss haben. Der letztendliche Gaspreis für Endkunden setzt sich in der Regel aus einer fixen Grundgebühr sowie einem Arbeitspreis bzw. Verbrauchspreis pro Kilowattstunde zusammen.

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