Veröffentlicht am März 9, 2023

EVU Sperre & Sperrzeiten einer Wärmepumpe

In Spitzenlastzeiten trennen die Energieversorgungsunternehmen (EVU) Wärmepumpen für einen bestimmten Zeitraum vom Stromnetz. Diese Sperrzeit entlastet das Stromnetz, stellt Betreiber einer Wärmepumpe aber vor Herausforderungen.
Thorben Frahm
Dieser Artikel wurde von
Thorben Frahm für www.heizungsfinder.de verfasst.
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Wie die EVU Sperre arbeitet und Sie Sperrzeiten überbrücken

Inhaltsangabe & Schnellnavigation:

Was ist die EVU-Sperre und warum gibt es sie?

Wärmepumpen benötigen Strom. Gerade in Spitzenlastzeiten, üblicherweise morgens, mittags und abends, ist der Strombedarf höher, als die Kraftwerke bereitstellen können. So kann die Netzfrequenz absinken – schlecht für Verbraucher und Kraftwerke gleichermaßen. Sie sind auf eine gleichbleibende Frequenz zwingend angewiesen. Damit es zu keinem Stromausfall – und schlimmstenfalls zu einem Ausfall von Kraftwerken – kommt, gibt es die EVU-Sperre. Diese Sperre bedeutet, dass die Energieversorgungsunternehmen (EVU) für Wärmepumpen, die günstigen Wärmepumpenstrom beziehen, eine Sperrzeit einrichten. Diese Wärmepumpen-EVU-Abschaltung entlastet das Stromnetz in Spitzenlastzeiten.

Techniker misst Stromspannung an Außengerät einer Wärmepumpe

Foto: © Eakrin, Adobe Stock

Nach Unterzeichnung des Wärmepumpentarifs ist Ihr Energieversorger berechtigt, Ihre Wärmepumpe zur "netzdienlichen Steuerung" abzuschalten. Folgende Regeln gelten:

Der Strom darf bis zu dreimal am Tag für jeweils bis zu zwei Stunden abgeschaltet werden. Der Stromversorger darf eine Wärmepumpe also sechs Stunden täglich vom Netz nehmen.

Auf jede Abschaltphase folgt eine Heizphase. Sie fällt mindestens so lang aus wie die Sperrzeit.

Gut zu wissen: Wann und wie lange die EVU-Sperre gilt, entscheiden die Netzbetreiber individuell. Die Sperrzeiten richten sich nach den lokalen Lastprofilen.

Wie funktioniert das Abschalten der Wärmepumpe?

Die EVU-Sperre funktioniert mit Rundsteuertechnik: Der Versorger sendet ein Impulssignal, das die Netzspannung überlagert. An der Wärmepumpe befindet sich – meist im Stromzähler – ein Rundsteuerempfänger. Er erkennt das Signal und schaltet die Wärmepumpe ab. Am Ende der Sperrzeit schaltet sich die Wärmepumpe durch eine Nachricht an den Rundsteuerempfänger wieder an.

Die EVU-Sperre erfolgt ferngesteuert – Sie als Betreiber müssen nichts machen.

Gilt die EVU-Sperre für alle Wärmepumpen?

Die EVU-Sperre basiert auf den Regelungen des Energiewirtschaftsgesetzes (ENWG). Sie ist erlaubt, wenn Sie als Betreiber einer Wärmepumpe ein "reduziertes Netzentgelt" in Anspruch nehmen. In diesem Fall unterzeichnen Sie im Stromvertrag, dass Sie mit einer netzdienlichen Steuerung Ihrer Wärmepumpe einverstanden sind.

Dieser umgangssprachlich als „Wärmepumpenstrom“ bezeichnete Stromtarif ist wesentlich günstiger als Haushaltsstrom. In der Regel liegt Wärmepumpenstrom bei 18 bis 20 Cent pro kWh und der Netzstrom bei circa 30 Cent pro kWh.

Das bedeutet im Umkehrschluss: Eine EVU-Sperre wäre nicht rechtens, wenn Sie Ihre Wärmepumpe mit normalem Haushaltsstrom oder einer Kombination von Photovoltaik und Wärmepumpe betreiben. Bedenken Sie, dass das Betreiben einer Wärmepumpe mit normalem Strom aus der Steckdose Ihre Heizkosten deutlich nach oben schraubt.

Was hat die Wärmepumpen-EVU-Abschaltung für Auswirkungen?

Die EVU-Sperre hat zweierlei Auswirkungen:

1. Positiv betroffen sind davon das Stromnetz und die Kraftwerke. Denn das Stromnetz wird durch die Sperrzeit in Spitzenlastzeiten entlastet und die Netzfrequenz konstant gehalten.

2. Für Sie als Betreiber einer Wärmepumpe bedeutet die EVU-Sperre jedoch Nachteile. Wenn die Pumpe abgeschaltet ist, sorgt sie nicht für Heizwärme und Warmwasser.

Damit Sie durch die EVU-Sperre nicht beeinträchtigt werden, müssen Sie eine zeitweise Abschaltung bereits berücksichtigen, wenn Sie die Heizung planen.

Vom richtigen Umgang mit der EVU-Sperre

Natürlich möchten Sie es in Ihrem Haus schön warm haben – und zwar genau dann, wann Sie es wünschen. Wird Ihre Wärmepumpe aufgrund der EVU-Sperre abgeschaltet, muss die Wärme woanders herkommen.

So überbrücken Sie die Sperrzeit:

Foto: © markus_marb , Adobe Stock

• Verbinden Sie Ihre Wärmepumpe mit einem Pufferspeicher, lädt er während der Heizphasen. Zu den Sperrzeiten gibt er die Wärme wieder ab. Wichtig: Die Wärmepumpe muss stark genug sein, um die Wohnräume zu beheizen und gleichzeitig den Speicher auf Temperatur zu bringen.

• Fußbodenheizungen bieten in Kombination mit einer Wärmepumpe gleich mehrere Vorteile. Sie arbeiten mit einer niedrigeren Vorlauftemperatur als Heizkörper und die Wärmepumpe arbeitet effizienter. Darüber hinaus speichert der Fußboden, also der Estrich, die Wärme und gibt sie schrittweise an den Raum ab.

• Ein elektrischer Heizstab ist eine weitere Option. Der Heizstab benötigt jedoch mehr Strom als eine Wärmepumpe und benötigt den teureren Netzstrom.

Sperrzeitfaktor, Dimensionierung & Co.: Was gilt es zu beachten?

Eine Wärmepumpe, die mithilfe eines Pufferspeichers Heizpausen überbrückt, muss leistungsfähiger sein als eine Pumpe ohne Sperre. Schließlich muss die Wärmepumpe zusätzlich zum Heizen noch die Speicher beladen. Deshalb ist es wichtig, den Sperrzeitfaktor schon bei der Planung des Heizsystems zu beachten. Der Sperrzeitfaktor zeigt, wie leistungsfähig eine Wärmepumpe mit Blick auf eine Sperre ausfallen muss.

Faustregel zur Berechnung des Sperrzeitfaktors: 24 Stunden : (24 Stunden – Sperrzeit) = Sperrzeitfaktor

Rechenbeispiel:

Nutzt Ihr Energieversorger die maximal mögliche Sperrzeit von 3 x 2 Stunden aus, ergibt sich daraus folgende Rechnung:

24 Stunden : (24 Stunden – 6 Stunden Sperrzeit) = 1,33

Die Leistung einer Wärmepumpe muss aufgrund der Sperre ein Drittel höher sein, als zur Deckung der Heizlast nötig wäre.

Gut zu wissen: Wohnen Sie in einem gut gedämmten Neubau mit Fußbodenheizung, verringert sich der Sperrzeitfaktor. In gut gedämmten Häusern geht Wärme nur langsam verloren. Zusätzlich dient der Fußbodenestrich als Wärmespeicher - er gibt die Wärme nach und nach wieder ab. Bei einer Sperrzeit von einer Stunde wird Ihnen die Wärmepumpen-EVU-Abschaltung vermutlich nicht auffallen.

SperrzeitSperrzeitfaktor AltbauSperrzeitfaktor Neubau mit Fußbodenheizung
1 x 2 Stunden1,091,05
2 x 2 Stunden1,21,10
3 x 2 Stunden1,331,15
Mehr zur Auslegung einer Wärmepumpe erfahren Sie in unseren Artikeln "[Wärmepumpe im Altbau](https://www.heizungsfinder.de/waermepumpe/umsetzung/altbau-neubau)" und "[Wärmepumpe im Neubau](https://www.heizungsfinder.de/waermepumpe/umsetzung/neubau)".

Schadet die EVU-Sperre Wärmepumpen?

Die EVU-Abschaltung schadet weder der Wärmepumpe noch der restlichen Heizungsanlage. Bei einer Wärmepumpe mit Pufferspeicher läuft das Heizsystem während der EVU-Sperre weiter - nur der Wärmeerzeuger ist abgeschaltet. Informieren Sie sich in diesem Zusammenhang auch über das SG Ready Label bei Wärmepumpen.

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